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Impuls zum 5. Juni 2022

Zum Pfingstsonntag

Von Stefan Voges (Aachen), Geistlicher Beirat von pax christi Aachen

Komm, Geist des Friedens
Veni Creator Spiritus

Komm, Heil'ger Geist, der Leben schafft,
erfülle uns mit deiner Kraft.
Dein Schöpferwort rief uns zum Sein:
Nun hauch uns Gottes Odem ein.

Komm, Tröster, der die Herzen lenkt,
du Beistand, den der Vater schenkt;
aus dir strömt Leben, Licht und Glut,
du gibst uns Schwachen Kraft und Mut.

Dich sendet Gottes Allmacht aus
in Feuer und in Sturmes Braus;
du öffnest uns den stummen Mund
und machst der Welt die Wahrheit kund.

Entflamme Sinne und Gemüt,
dass Liebe unser Herz durchglüht
und unser schwaches Fleisch und Blut
in deiner Kraft das Gute tut.

Die Macht des Bösen banne weit,
schenk deinen Frieden allezeit.
Erhalte uns auf rechter Bahn,
dass Unheil uns nicht schaden kann.

Lass gläubig uns den Vater sehn,
sein Ebenbild, den Sohn, verstehn
und dir vertraun, der uns durchdringt
und uns das Leben Gottes bringt.

(GL 342)

Schenk deinen Frieden allezeit
Veni creator spiritus, komm Schöpfer Geist. Jedes Jahr bewegt mich dieser Hymnus aufs Neue. Wie von selbst erklingt die gregorianische Melodie in mir, Töne, die ein großes Flehen und ein tiefes Vertrauen gleichermaßen ausdrücken.

In diesem Jahr klingt der Hymnus für mich wieder anders, flehentlicher. Und während ich dies schreibe, singt er in zwei Gedanken hinein, die mich beschäftigen. Der eine Gedanke ist ein Nachdenken darüber, dass ein langjähriges Mitglied der Friedensbewegung seine Mitgliedschaft gekündigt hat, weil es angesichts des Ukraine-Kriegs die Position „Frieden schaffen ohne Waffen“ nicht länger teilen kann. Der andere Gedanke ist das Nachklingen einer Runde mit jungen Menschen, in der sie ganz frei Situationen nennen sollten, für die sie besonders das Wirken des Geistes erbitten. Eine junge Frau bat um Frieden und für die Geflüchteten, ein junger Mann brachte die derzeit vergessenen Kriege zur Sprache, wieder eine andere Frau bat um eine Perspektive für die geflüchteten Kinder, denen sie bei ihrer Arbeit begegnet.

In die Ohnmacht und in das Mitleiden hinein klingt das Flehen: Komm, Schöpfer Geist. Komm mit Deiner Kraft. Komm, Du Tröster und Beistand. Komm mit Deinem Licht. Komm mit Deiner Wahrheit. Komm mit Deinem Mut. Komm mit Deiner Liebe. Komm mit Deinem Geschenk des Friedens. In der Sensibilität für die Welt und in der Sehnsucht nach Frieden klingt das Vertrauen in den Geist, der uns durchdringt und uns das Leben Gottes bringt.

Aus dem Johannesevangelium
Am Abend des ersten Tages der Woche,
als die Jünger aus Furcht vor den Juden
bei verschlossenen Türen beisammen waren,
kam Jesus,
trat in ihre Mitte
und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
Nach diesen Worten
zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte,
hauchte er sie an
und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Denen ihr die Sünden erlasst,
denen sind sie erlassen;
denen ihr sie behaltet,
sind sie behalten.
(Joh 20,19-22)

Angst und Wunden
Aus Angst haben die Freunde Jesu sich zurückgezogen und die Türen verschlossen. Sie halten an ihrem Glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, fest und wissen nicht, wie die Wortführer draußen darauf reagieren. Diese Situation ähnelt ein wenig der Situation derjenigen, die an der Gewaltfreiheit Jesu festhalten (wollen), sich aber einer anderen Mehrheitsmeinung gegenüber- und ungewissen Reaktionen ausgesetzt sehen und deshalb zurückziehen.

Jesus lässt sich von den verbarrikadierten Türen nicht aufhalten. Er tritt mitten hinein in die Gruppe seiner Freunde, mitten hinein in die Gemeinschaft der Angst. Und sein erstes Wort gilt dem Frieden: „Friede sei mit euch!“ Kann ich vertrauen, dass Jesus auch in die Mitte meiner, unserer Angst und unserer Zweifel hineintritt? Dass sein erster Wunsch meinem, unserem Frieden gilt?

Nach seinem ersten Gruß zeigt Jesus seinen Freunden seine Hände und seine Seite, das heißt: seine Wunden. In dieser Erzählung gibt sich Jesus als wahrhaftig Auferstandener nicht dadurch zu erkennen, dass er ein Stück Fisch isst. Er gibt sich zu erkennen als Verwundeter, als der, der gelitten hat. Kann ich neu glauben, dass Jesus uns in den Verletzten und Leidenden begegnet? Und dass es die Verwundeten sind, die allein uns den Frieden zusprechen können?

Denn als durch die Wunden Gekennzeichneter spricht Jesus noch einmal: „Friede sei mit euch!“ Und dann sendet er seine Freundinnen und Freunde, uns, und haucht ihnen, uns, den Heiligen Geist ein, damit sie, wir, Vergebung üben, Wunden heilen, getröstet hinausgehen.

Friede sei mit euch
aus der mitte seiner jüngerinnen und jünger
grüßt der auferstandene
friede sei mit euch

zweimal sagt er’s
damit wir’s nicht vergessen
friede sei mit euch

zweifellos der beginn
des auferstandenen lebens
pax christi

Komme, geheimnisvoller Atem
Komme, geheimnisvoller Atem, leiser zärtlicher Wind,
hauch uns an, damit wir leben, ohne dich sind wir tot!

Komme, Erfinder neuer Sprachen, gieß dich aus über uns,
red in uns mit neuen Zungen, komm, begeistere uns!

Komme, du Hoffnung aller Armen, schaff den Wehrlosen Recht,
dass die Gebeugten sich erheben, dass sich Völker befreien!

Komme, du Taube, übers Wasser, bring den Ölzweig herbei,
bring uns das Zeichen für den Frieden, den die Erde ersehnt!

Komme vom Vater und vom Sohne, komm, du schaffende Kraft,
mach uns neu, und unsre Erde hat ein neues Gesicht.

Lothar Zenetti (Gotteslob, Eigenteil Aachen, 770)

 

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